Mit neuer Software ist die Netzleitstelle der Gemeindewerke an den Start gegangen. Das ermöglicht, Störungen im Stromnetz künftig schneller zu visualisieren, lokalisieren und beheben. Auch das Gas- und Wärmenetz lässt sich so digital abbilden.
Es sieht ein wenig so aus wie der U-Bahn-Plan einer großen Stadt mit Gleisstrecken, Stationen und Bahnhöfen. Aber was Elektrotechnikermeister Daniel Lohmöller auf seinem Computer sieht, ist das Stromnetz für die Gemeinde Grefrath. Schon seit rund drei Jahren läuft die Digitalisierung des Stromnetzes, die die Versorgung der heimischen Steckdosen sicherer und effizienter machen soll.
Nun wurde mit einer neuen Software ein wichtiger Schritt zur Digitalisierung der Netzleittechnik gemacht. Damit können Netzbetreiber wie die Gemeindewerke Grefrath ihr Netz überwachen, auf Störsituationen reagieren und auch steuernd eingreifen. Zu den wesentlichen Aufgaben der Netzleittechnik gehört es, Prozessinformationen wie Zählwerte, Messwerte und Meldungen an eine zentrale Leitstelle zu übertragen, dort bediener-gerecht aufzubereiten und darzustellen. In der Leitstelle können zum Beispiel Schalterstellungen, Spannungsmesswerte und die Trafo-Belastung auf Schaltplänen und Kurvenverläufen abgelesen werden.
Störungen besser beheben
„Wesentliche Vorteile der Leitstelle sind die Fehlerortung im 10.000-Volt-Stromnetz sowie die Archivierung von Messwerten und Störungen. Später kann auch das 1.000-Volt-Netz abgebildet werden. Somit lassen sich dann auch die Auslastungen im Niederspannungsnetz betrachten, um zum Beispiel E-Mobility oder PV-Auslastung an bestimmten Netzknoten zu beobachten“, erklärt Daniel Lohmöller. Im Netz der Gemeinde Grefrath gibt es etwa 100 Trafo-Stationen. Dort kommt Strom über 10.000-Volt-Kabel an und wird in 400-Volt-Strom umgewandelt, der dann in die Haushalte weitergeführt wird.
Stromausfälle sind meist auf Störungen in den Kabeln zurückzuführen. Regen, aber auch Trockenheit lassen die Erde arbeiten, was den Muffen zusetzen kann, die Kabel im Erdreich miteinander verbinden. Wenn diese Muffen defekt sind, ist die Stromverbindung unterbrochen. Auch durch Bauarbeiten kann es zu Beschädigungen an Kabeln kommen. Anhand des Ausfalls der anhängenden Trafo-Stationen können die Gemeindewerke-Mitarbeitenden nun dank der neuen Software eingrenzen, wo der Schaden zu finden ist. Die Visualisierung der Stationen hat ebenfalls begonnen und wird nach und nach ausgebaut.
Stationen aus der Ferne schalten
In der Gegenrichtung besteht die Aufgabe der Netzleittechnik darin, Steuer- und Stellbefehle auszugeben. Diese Befehlsrichtung wird bei den Gemeindewerken Grefrath aktuell aber noch nicht ausgeführt. Gerade hat man mit der ISMS-Zertifizierung angefangen. Diese steht für das Managementsystem der Informationssicherheit. Nur wenn sichergestellt werden kann, dass ein Eingriff in das Netz von außen ausgeschlossen ist und die Zertifizierung dafür erteilt wurde, darf auch die Befehlsrichtung ausgeführt und Stationen aus der Ferne geschaltet werden.
Nach und nach werden alle Bereitschaftsmitarbeitende in die neue Technik eingewiesen, damit auch sie mit dem System umgehen können. Im nächsten Schritt soll die Netzleitstelle dann auch dazu genutzt werden, das Gas- und Wärmenetz digital abzubilden.