Wir müssen weg von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien. Nur wie? Eine einheitliche Antwort für alle gibt es nicht. Helfen soll die kommunale Wärmeplanung.
Wie werden wir in Zukunft unsere Häuser beheizen? Diese Frage treibt viele Menschen um. Mit Blick auf die weltpolitische Lage, steigende Energiepreise, politische Debatten wie um das Heizungsgesetz, aber auch den Klimawandel und die drohende Rohstoffknappheit wird klar: Die Zeit drängt. Doch die Frage nach der Zukunft des Heizens muss und kann niemand nur für sich allein beantworten. Es ist Aufgabe der Städte und Gemeinden, eine kommunale Wärmeplanung zu erarbeiten, die für jeden Ortsteil, jede Straße, ja jedes Haus eine Aussage über die beste Energieform ermöglichen wird. In Grefrath gibt es einen einstimmigen Beschluss des Gemeinderats: Die Gemeindeverwaltung erarbeitet die kommunale Wärmeplanung in enger Abstimmung mit den Gemeindewerken. Gemeinsam stellen sie einen Antrag auf Förderung beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
Mit kompetentem Partner
„Als Gemeindeverwaltung sind wir froh, mit den Gemeindewerken eine Tochtergesellschaft zu haben, mit der wir diese Aufgabe partnerschaftlich angehen können“, sagt Bürgermeister Stefan Schumeckers. Dort sind bereits ein großes Wissen und ein Datenfundus vorhanden, die für die Ausarbeitung der Wärmeplanung von entscheidender Bedeutung sein werden. Zum Beispiel erfassen die Gemeindewerke aktuell im Zuge der Umstellung von L-Gas auf H-Gas alle Gasgeräte und damit auch Gasheizungen. Aber nicht nur Geräte, die Gas verbrauchen, auch mögliche Wärmequellen werden in den Blick genommen. Das können zum Beispiel Industriebetriebe sein, deren Abwärme genutzt werden könnte. Nach der Datenerfassung folgen die Analyse von zum Beispiel möglichen Synergien, wie die beschriebene Abwärmenutzung, und die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen, wie die Errichtung von weiteren Nahwärmenetzen.
Fachliche Expertise
Zurzeit laufen Vorbereitungen für die Ausschreibung. Ein externer Dienstleister wird die Wärmeplanung übernehmen. „Wir freuen uns, dass das Zentrum für Innovative Energiesysteme der Hochschule Düsseldorf mit Professor Mario Adam das Projekt begleitet“, sagt Gemeindewerke-Geschäftsführer Erik Ix. Bis Ende 2024 soll die kommunale Wärmeplanung stehen. Dann ist die Arbeit aber noch nicht getan. Sie bildet erst einmal die Grundlage, auf der dann Netzentwicklungs- und Transformationspläne sowie ein Fahrplan erstellt werden, wie man die fossilen Brennstoffe durch erneuerbare Energien ersetzt.
Basis für neue Planungen
Die Wärmeplanung ist auch ein Grundgerüst für zukünftige städtebauliche Planungen, also entsprechende Regelungen in Flächennutzungs- und Bebauungsplänen. Sie ermöglichen einen ganzheitlichen Blick auf die Gemeinde und bieten eine gute Basis, um künftig Entscheidungen für bestimmte Energieformen in Neubaugebieten treffen zu können.
Schon heute sind solche Planungen an der Tagesordnung. Das Neubaugebiet Haffmansfeld in Grefrath wird zum Beispiel per Nahwärmenetz mit Blockheizkraftwerk und Luft-Wärmepumpe versorgt. Im Oedter Neubaugebiet Färberstraße entsteht ein Nahwärmenetz, bei dem die Abwärme der nahen Biogasanlage genutzt wird, um die Ein- und Mehrfamilienhäuser mit Wärme zu versorgen. Und für das Neubaugebiet an der Hinsbecker Straße/Im Mayfeld, das die katholische Kirchengemeinde entwickeln wird, laufen ebenfalls Gespräche über die optimale Wärme- und Stromversorgung.
Mehr Nahwärme
„Wo es sinnvoll ist, bauen wir auch in Bestandsgebieten die Nahwärmenetze aus, zum Beispiel in Mülhausen. In Oedt gibt es für den Bereich zwischen Vitusstraße und Gurt eine Abfrage, die uns schon jetzt zeigt: Das Interesse an einem Anschluss an das Nahwärmenetz ist groß“, sagt Ix. „Zur Wärmeplanung gehört auch der Blick auf das Stromnetz“, erklärt der Bürgermeister. Der Betrieb von Wärmepumpen benötigt Strom, was bei der Wärmeplanung bedacht werden muss. Der Verbrauch durch E-Mobilität spielt bei der Analyse des Stromnetzes künftig ebenfalls eine große Rolle.