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Einkaufen mit Köpfchen

Die Entwicklungen an den Energiemärkten beschäftigen Thomas Graw, Britta Horster und Leo Jürgens (v. l.) von den Gemeindewerken auch weiterhin. Es ist einfach viel Bewegung bei den Preisen.

Derzeit sinkende Preise am Energiemarkt, Preisbremsen, Vertragslaufzeiten – die neuen Entwicklungen werfen Fragen auf. Wichtig zu wissen: Wir kaufen Energie strategisch ein.

 

Das Team des Shared Service der Gemeindewerke Grefrath hat in den vergangenen Monaten viele neue gesetzliche Vorgaben umgesetzt. Dazu gehörten die Kostenübernahme für den Dezember-Abschlag für Gas und Wärme durch den Bund sowie die Strom-, Wärme- und Gaspreisbremsen. Die Umsetzung hat das Team erfolgreich gemeistert. „Neben dem normalen Abrechnungsgeschäft zu Beginn des Jahres war das schon ein Kraftakt“, sagt Teamleiter Thomas Graw.

Kein Spielraum bei FIX-Verträgen

Zurzeit sinken die Beschaffungspreise für Strom und Gas. Was bedeutet das für die laufenden Verträge? „Die Preise für die Energiemengen, die wir langfristig über FIX-Verträge einkaufen, stiegen im Herbst 2022 deutlich. Diese Mengen sind für die Kundinnen und Kunden, die auch bei uns einen FIX-Vertrag abgeschlossen haben. Leider können wir ihnen keine Nachlässe gewähren. Auch wir müssen die vertraglich fixierten Preise an unsere Lieferanten bezahlen“, erklärt Britta Horster, Prokuristin bei den Gemeindewerken.

Erfreulicherweise profitieren die Kundinnen und Kunden in der Grundversorgung. „Für sie funktioniert die Beschaffung etwas anders“, sagt Britta Horster. „In der Grundversorgung gibt es keine Vertragslaufzeit und die Mengen werden kurzfristiger beschafft.“ Ganz so kurzfristig, wie man annehmen möchte, können Energieversorger trotzdem nicht reagieren, da der Gesetzgeber sechs Wochen Ankündigungsfrist bei Preisänderungen vorsieht. Zudem steckt hinter einer „einfachen Preisanpassung“ eine längerfristige Planung: angefangen bei der Kalkulation über Genehmigungen durch die Aufsichtsgremien, Informationen an Kundinnen und Kunden sowie Presse bis hin zur Umsetzung in der Abrechnungssoftware. In diesem Jahr kommt erschwerend hinzu, dass die Festlegung der Differenzpreise zu den Referenzpreisen der Preisbremsen neu bewertet werden muss.

Angebote zu besseren Preisen

Haben Kundinnen und Kunden, die in 2023 einen FIX-Vertrag abgeschlossen haben, Alternativen? „Auch für sie läuft der Vertrag nun weiter. Denn diese Mengen wurden schon beschafft“, erklärt Leo Jürgens, Teamleiter Vertrieb und hauptverantwortlich für den Energieeinkauf. „Bei diesen Kundinnen und Kunden greifen aber für 80 Prozent der Mengen die Preisbremsen. Im besten Fall sparen sie Energie, um somit möglichst wenig Mengen zu den vertraglich höheren Preisen zahlen zu müssen. Diejenigen, die in 2023 einen (höherpreisigen) FIX-Vertrag abgeschlossen haben, bekamen exklusiv ein Folgeangebot für 2024 und 2025. Allen anderen mit FIX-Verträgen schicken wir voraussichtlich im Herbst neue Angebote.“

Bei den Sonderkundinnen und -kunden, die als große Abnehmerinnen und Abnehmer hohe Verbräuche haben und monatlich abgerechnet werden, ist es teilweise noch ein wenig komplizierter. Aufgrund der Unsicherheit am Energiemarkt haben sich einige von ihnen für sogenannte Spotmarkt-Preismodelle entschieden. Das bedeutet: Der Energiepreis orientiert sich am kurzfristigen Börsenpreis und ist nicht vorhersehbar. Dies führt dazu, dass es sowohl Monatsrechnungen mit als auch solche ohne Entlastung gibt, in denen die Preise dann unter den Referenzpreis fallen. „Dementsprechend werden diese Kundinnen und Kunden monatlich individuell betrachtet, bepreist und entlastet“, sagt Jürgens. „Wir sind ein kleines Team. Diese zusätzlichen Aufgaben verlangen uns schon viel ab. Geplante Projekte mussten wir deshalb vorerst aufschieben.“

Weitere Veränderungen

Derzeit plant die Bundesregierung, die Preisbremsen für Wärmepumpen und Nachtspeicherheizungen von 40 auf 28 Cent je kWh zu reduzieren. Auch eine Erhöhung der Gasspeicherumlage ist aktuell im Gespräch. Es bleibt also weiterhin turbulent für die Mitarbeitenden bei den Gemeindewerken und ebenso für unsere Kundinnen und Kunden.