Seite wählen

Lebendiges Brauchtum

Die Kinder begleiten den St. Martinszug mit selbstgebas­telten Laternen.
Foto: stock.adobe.com –mpix-foto

Anfang November ziehen Kinder mit Laternen durch die Straßen, es erklingen vertraute Lieder, und St. Martin reitet mit seinen Herolden vorbei. Ein Fest, das Kinderaugen leuchten lässt und auch die Erwachsenen berührt.

Jedes Kind kennt die Geschichte des Martin von Tours: Der Soldat teilte im tiefsten Winter seinen Mantel mit einem armen Mann. Bis heute bilden sich rund um das Datum seiner Beisetzung am 11. November viele Laternenumzüge – auch in der Gemeinde Grefrath. In jedem der vier Ortsteile gibt es einen St. Martinsverein, in dem sich zahlreiche Ehrenamtliche engagieren und das Brauchtum so lebendig halten.

St. Martinskomitee Grefrath benötigt viel Unterstützung

Schon Ende August beginnen die Planungen beim St. Martinskomitee Grefrath. Dann kommen rund 25 Frauen und Männer zusammen, neben Komitee-Mitgliedern auch Vertretungen von Schulen und Kitas, Feuerwehr und Deutsches Rotes Kreuz, Trommlercorps und Musikverein. Gemeinsam planen sie den Zug. Martinsdarsteller Peter Thönes und seine Herolde Heinz-Josef Quinders und Andreas Czastrau dürfen dabei nicht fehlen. Anfang Oktober startet dann die Sammlung: In 66 Bezirken klingeln die Sammlerinnen und Sammler an jede Tür, bitten um Spenden, verteilen Kärtchen an Kinder, die eine Martinstüte bekommen, und nehmen die Seniorinnen und Senioren in einer Liste auf, die einen Stuten erhalten.

„Im letzten Jahr haben wir 1.144 Tüten gepackt und 1.200 Stuten an Senioren über 70 Jahre verteilt“, weiß Helmut Thönes, Vorsitzender des St. Martinskomitees Grefrath, zu berichten. Das Engagement beeindruckt ihn jedes Jahr aufs Neue. Immer wieder melden sich Menschen, die gerne mitmachen möchten. Beim Tütenpacken gibt es viele helfende Hände. Im vergangenen Jahr kam ein außerplanmäßiger Einsatz hinzu. Bäckermeister Hardy Kreutschmann, der traditionell die Stuten backt, hatte Personalmangel zu beklagen. „Da sind wir morgens um 6:00 Uhr mit ein paar Leuten in die Backstube und haben geholfen, die Stuten einzupacken“, erinnert sich Helmut Thönes. Für die Kinder gibt es Stuten übrigens ohne Rosinen – das kommt bei den Jüngeren besser an.

Gemeindewerke unterstützen den Zug in Grefrath

Rund 22.000 Euro benötigt allein das St. Martinskomitee Grefrath in jedem Jahr für diese Aktion: Der größte Teil wird für die Martinstüten und Stuten ausgegeben, aber auch Versicherungen und die Miete für die Pferde müssen bezahlt werden. „Mit Hilfe der Spenden und Sponsoren kommen wir ganz gut zurecht“, sagt Helmut Thönes. Weitere Sponsoren sind natürlich immer herzlich willkommen. Auch die Gemeindewerke Grefrath unterstützen das Martinsbrauchtum seit Jahrzenten. Die Spende geht zu gleichen Teilen an die vier Martinsvereine und die Kindergärten der Gemeinde Grefrath.

In diesem Jahr zieht der Grefrather Zug am Samstag, 9. November, von der Grunewaldstraße aus durch den Ort. An der Rosenstraße schließen sich die Kindergartenkinder an. Glühweinduft erfüllt dann den Marktplatz, auf dem wieder viele Fackeln, gebastelt von der Sekundarschule, leuchten. Heinz Klingen vom St. Martinskomitee und Lehrerin Doris Kassilowski realisierten diese schöne Dekoration im Ortskern erstmals in der Corona-Zeit. Ein Zeichen von Licht und Hoffnung, auch als kein Zug ziehen konnte.

Grefrather Brauchtum als Familientradition

Helmut Thönes ist seit über 25 Jahren im Komitee aktiv, das bereits seit 1889 besteht. Bei ihm ist das Brauchtum auch Familientradition. Sein Vater saß lange Jahre als Martinsdarsteller hoch zu Ross, mittlerweile spielt sein Bruder Peter den Heiligen Mann. Helmut Thönes‘ Sohn Axel ist ebenfalls im Komitee aktiv.

Es sei schön zu sehen, wie das Fest und die Tradition des Teilens so viel Licht zu den Menschen bringt. Viele Grefratherinnen und Grefrather warten schon auf den Besuch der Martinssammlerinnen und -sammler, bitten diese oft herein und freuen sich über das Gespräch. Und die strahlenden Kinderaugen, wenn St. Martin vorbeireitet und sie ihre Tüte bekommen, sprechen für sich. Hin und wieder erreichen Helmut Thönes Nachrichten von Menschen, die weggezogen sind, das Brauchtum aber aus der Ferne mit einer Spende unterstützen oder dieses gleich am neuen Wohnort etablieren wollen. Und wenn Helmut Thönes davon berichtet, spürt man auch in ihm das Feuer der Begeisterung, das das Martinsfest bringt, und für ihn ist klar: „Es ist das schönste Ehrenamt, das man haben kann.

St. Martinskomitee

Zahlreiche Menschen aus Grefrath engagieren sich das ganze Jahr über, damit im November der beliebte St. Martinszug stattfinden kann. Wenn Sie sich ebenfalls einbringen, eine Spende leisten oder sich einfach mal informieren möchten, schauen Sie auf der Website des Komitees vorbei.

Mehr unter www.st-martin-grefrath.de

 

Fotos: St. Martinskomitee Grefrath, Gemeindewerke Grefrath