Fünf Millionen Euro investieren die Gemeindewerke zurzeit in ein intelligentes Stromnetz– damit es auch in Zukunft stabil funktioniert.
Mini-Solaranlagen werden immer beliebter. Ein „Balkonkraftwerk“ bietet die einfachste Möglichkeit, die Sonnenenergie zu nutzen und die eigenen Stromkosten zu senken. Die „steckerfertigen PV-Anlagen“ sind schnell angeschlossen. Aber das sollte nicht alles sein. „Leider wird nicht oft genug darauf hingewiesen, dass die Anlagen angemeldet werden müssen“, erklärt Robert Optendrenk, der bei den Gemeindewerken unter anderem das Energiedatenmanagement betreut.
Die Anmeldung ist schnell gemacht. Auf der Website der Bundesnetzagentur unter www.marktstammdatenregister.de legt man ein kostenloses Benutzerkonto an, wählt die Option „Steckerfertige Solaranlage“ aus und gibt Daten wie Hersteller, Leistung, Standort und Inbetriebnahmedatum an. Das Formular für die Anmeldung bei den Gemeindewerken finden Sie auf unserer Website.
Für mehr Stabilität im Grefrather Stromnetz
Doch warum ist es so wichtig, auch die Mini-PV-Anlagen zu melden? „Das hängt mit der Netzstabilität in unserer Gemeinde zusammen“, erklärt Daniel Lohmöller, der unter anderem für die Netzsteuerung zuständig ist. „Nur wenn wir wissen, an welchen Stellen im Netz viel Strom eingespeist und an welchen viel entnommen wird, können wir die Netzstabilität gewährleisten.“
Neben Mini-Solaranlagen lassen auch Ladestationen für Elektroautos, Wärmepumpen und Stromspeicher die Herausforderungen für das Netz steigen. Deshalb gilt für Ladestationen, Wärmepumpen und Speicher eine Anmeldepflicht bei den Gemeindewerken als Netzbetreiber.

Seit 50 Jahren transformiert die Umspannanlage in Schaffhausen den Strom auf die entsprechenden Spannungsebenen in Grefrath.
Die Bundesnetzagentur erlaubt den Netzbetreibern Anlagen mit hoher Leistung zur Vermeidung einer Überlastung temporär zu „dimmen“. Das regelt der Paragraph 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG). „Durch die Gesetzgebung kann im Ernstfall verhindert werden, dass in der gesamten Gemeinde das Licht ausgeht“, erklärt Lohmöller. Grefrath ist dabei nur ein kleines Rädchen im deutschlandweiten und europäischen Getriebe. „Wir nutzen die Anlagendaten nicht nur für uns, sondern stellen sie auch unseren Marktpartnern zur Verfügung“, erklärt Daniela Schlitter, zuständig für die Marktkommunikation bei den Werken. Über die sogenannte Marktkommunikation werden sämtliche Daten, die unter anderem für einen Anbieterwechsel relevant sind, elektronisch über die Systeme der jeweiligen Marktpartner (Anbieter und Netzbetreiber) automatisch ausgetauscht.
Das Stromnetz als digitaler Zwilling
PV-Anlagen, E-Mobilität, Heizen mit Strom – das alles sorgt automatisch für eine höhere Last im Niederspannungsnetz. Wie behält man das im Blick? „Dafür bauen wir einen sogenannten digitalen Zwilling des Stromnetzes, also ein Abbild unseres physischen Netzes“, erläutert Robert Optendrenk. Je mehr Informationen vorhanden sind, desto besser ka
nn man bei einem Stromengpass steuern.
Voraussetzung dafür: ein intelligentes Stromnetz. Das beginnt bei den Gemeindewerke-Kundinnen und -Kunden, die ein intelligentes Messsystem benötigen, das in kurzen Abständen Verbrauchsdaten liefert. Im ersten Schritt stellen erhalten diese Personen eine solches System, die sehr viel Strom benötigen. Das sind rund 750 Zähler. Die Digitalisierung endet nicht bei den Haushalten und Unternehmen, sondern geht weiter über die Trafostationen und Umschaltanlagen der Gemeindewerke. Diese digitalisieren die Fachleute ebenfalls, sodass sie nicht nur Daten erfassen. Sie sind auch in der Lage, auf Anlagen aus der Ferne zuzugreifen. „Anhand der Daten werden dann Kraftwerke gesteuert, die je nach Bedarf zu- oder abgeschaltet werden können. So halten wir das Netz stabil“, so Daniel Lohmöller.
Hohe Anforderungen an das Grefrather Stromnetz
Der Aufbau eines intelligenten Stromnetzes ist sinnvoll und notwendig. Gemeindewerke-Geschäftsführer Erik Ix sieht die aktuelle Umsetzung in Deutschland aber auch durchaus kritisch. Denn die Politik macht es den Netzbetreibern nicht leicht. Immer wieder gibt es neue Aufgaben. Die Software-Entwicklung kommt kaum hinterher.
„Die Anforderungen, die an uns gestellt werden, sind sehr hoch. Das ist ein bürokratischer Aufwand, der einen sehr hohen Personaleinsatz von uns fordert. Das könnte alles besser klappen, wenn wir in Deutschland nicht alles überregulieren würden.“
Gemeindewerke investieren in die Zukunft des Stromnetze
Der Geschäftsführer ist froh, dass sich der Aufsichtsrat entschieden hat, die groß angelegte Investitionsstrategie der Gemeindewerke zu ermöglichen. Fünf Millionen Euro werden dafür in verschiedene Maßnahmen investiert.

Daniel Lohmöller kümmert sich bei den Gemeindewerken um die Netzsteuerung.
Das Leuchtturmprojekt ist die Erneuerung der 50 Jahre alten Umspannanlage in Schaphausen, eine OP sozusagen „am offenen Herzen“, wie es Erik Ix nennt. Bis Ende des Jahres laufen die vorbereitenden Maßnahmen. Zahlreiche Messungen werden dafür im Ortsgebiet durchgeführt. „Die Arbeiten kann man als Kernsanierung bezeichnen. Vorher hatten wir einen Oldtimer, nach der Sanierung ist es ein E-Auto mit modernster, digitaler Technik“, sagt Lohmöller. Die konkreten Arbeiten in Schaphausen werden Anfang 2026 beginnen und sollen etwa bis November dauern.
Stromnetz fit machen
Die Umspannanlage ist nur eine Maßnahme im Gesamtkonzept. In Oedt und Mülhausen wurde bereits gebuddelt, um Verbindungen umzuschalten. Die Energieexperten haben nicht mehr benötigte Leitungen neu verbunden, um Engpässe zu entschärfen. Auch die Schaltanlage in Oedt wird saniert. „Wir machen ein historisch gewachsenes Stromnetz fit für die Anforderungen der Zukunft“, sagt Erik Ix. Es ist ein komplexes Unterfangen, aber der Geschäftsführer ist sicher: „Wir kriegen das gut hin.“
Wichtige Info
Die Gemeindewerke agieren zugleich als Netzbetreiber in Grefrath. Damit die Netzstabilität auch in Zukunft gewährleistet werden kann, sind große Investitionen allein nicht ausreichend. Auch die Mithilfe der Menschen vor Ort ist wichtig. Deshalb die Bitte: auch eine Mini-PV-Anlage bei den Gemeindewerken melden.
Daniel Lohmöller kümmert sich bei den Gemeindewerken um die Netzsteuerung.
Das Gemeindewerke-Team macht das Stromnetz fit: Erik Ix, Geschäftsführer, Daniela Schlitter, Marktkommunikation, Daniel Lohmöller, Netzsteuerung, und Robert Optendrenk, Energiedatenmanagement (v.l.).

